Solange Ökologie ein Fach bleiben soll, das Hygieneforschung betreibt, wird sie nur Durchhalteforschung betreiben. Sie verbleibt affirmativ und in Hinsicht auf ihren Anspruch erfolglos.
Ein affirmativer Begriff von Ökologie wird sicher keine Zukunft haben. Das globale und alltägliche Ausmaß der Verseuchung, Vergiftung und Vermüllung lässt nicht mehr zu, ihm mit Abscheu und Vermeidung zu begegnen.
Eine solche Haltung des Abscheus ist übrigens nicht ohne historisches Vorbild. Das christliche Mittelalter kannte eine Abscheu gegen die Unterschung von Leichen. Das Aufschneiden, zerstückeln, zerstören der toten Menschenkörper war unvereinbar mit dem Glauben an eine Wiederauferstehen aller Seelen. Warum in totem Fleisch herum wühlen, wenn es zur Wiederauferstehung bestimmt ist und obendrein stinkt?
Die Lösung war: aus der Beschäftigung des Zerschneidens mit toten Körpern ein Fach zu machen. Diese wissensdurstige Schneiderei also so zu betreiben, dass nicht alle etwas davon mitkriegten, aber dennoch alle etwas darüber wissen konnten: Anatomie als Fach und als Anliegen von Publizität.
Für das Abscheuproblem unserer Zeit scheint mir der umgekehrte Weg ratsam: kein Fach mehr für Ökologen, die einerseits unter sich bleiben und anderserseits Öffentlichkeit suchen. Fachlichkeit fallen lassen. Ökologie nicht als Problem von Fachlichkeit, sondern als ein Problem des Gelingens der Beschäftigung mit Schmutzigkeiten, dessen Zukunft nirgendwo festgelegt ist.
Vielleicht wird dann die Kontingenz offenbar, die sich verbirgt, solange man nur Hygiene will.
Die Befassung mit Schmutzigkeiten, nicht mit ihrer Vermeidung, hat Priorität.