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Mittwoch, 25. September 2024

Warum fuzzy accessibility? 7 Trauma der Sozialisation 4

Wer wäre nicht mit der Vorgabe einverstanden, welche besagt: "Du bist selber für dein Handeln verantwortlich!"

Einverstanden kann man mit einer solchen Vorgabe nur dann sein, wenn Voraussetzungen erfüllt sind, durch die eine solche Verantwortungsübernahme mit der Möglichkeit verbunden ist, ihr auch gerecht zu werden.
Man muss Chancen haben, das heißt: Lebenschancen. Und zwar möglichst viele! Denn nur dann kann man mit dem wahrscheinlichen Scheitern an dieser Vorgabe einverstanden sein, denn das Scheitern an dieser Vorgabe führt in dem Fall nicht zum Scheitern am ganzen Leben, sondern nur zum Scheitern an einer bestimmten Lebenschance. Sollte sich also durch irgendwelche Umstände an einer Stelle eine Tür schließen, dann öffnet sich an einer anderen Stelle eine andere Tür.

Das Individuum als freigesetztes Subjekt bedarf vieler Lebenschancen, damit es sich mit den normativen Vorgaben einer undurchschaubaren und weithin unerklärbaren Welt einverstanden zeigen kann. Um diese Lebenschancen zu garantieren, muss sehr viel Musik veranstaltet werden, denn die Organisiertheit des Lebens bedarf auch beständiger Routinen des Muntermachens, des Weitermachens, des Durchhaltens auch dann, wenn sich die Verzagtheiten und Verdrossenheiten des Alltags überdimensional auswachsen.

Wenn man sich fragt, warum in den Wohlstandsländern des globalen Nordens soviel Energie aufwendet wird, dann mag man trefflich darüber sinnieren können, dass dieser Energieaufwand das genaue Korrelat für das Nichtwissen über die Bedingungen der Möglichkeit eines solchen Lebens ist.

Dienstag, 24. September 2024

Warum fuzzy accessibility? 6 Trauma der Sozialisation 3

Die gesellschaftliche Konstruktion der Person - gemeint ist die Umwandlung von sonst bedeutungslosen Menschen in Personen, die Wichtigkeiten anmelden können - wird durch eine Vielzahl von 'Sozialisationsagenturen' geleistet, die allesamt damit befasst sind, für jeden einzelnen eine im Lebensverlauf stetig anwachsende Komplexität von Sozialbeziehungen herzustellen.

Eine kleine Liste solcher Sozialisationsagenturen soll genügen:

  • Familien stiften Verwandschaftsbeziehungen;
  • Schulen stiften Beziehungen zwischen Schülern;
  • Vereine, Gruppen stiften Beziehungen zwischen internen und externen Adressen;
  • gewerbliche Dienstleister aller Art führen, nicht selten infolge massenmedialer Rezeption, Kontaktbegehren zusammen, z.B. Discothek.
  • staatliche Ämter und Behörden eröffnen Räume für Begegnung, Versammlung, Gespräch;
  • Parteien, Unternehmen, Organisationen aller Art lassen immer zu, dass ihre Mitglieder für einander bekannt werden, womit sich weitergehende Beziehungsnetzwerke ausdifferenzieren;
  • Massenmedien versorgen all diese Beziehungsanbahnungen mit Gesprächsstoffen, gilt insbesondere für das Entertainment-Business.

So verschieden all diese Sozialisationsagenturen auch immer sein mögen und so unterschiedlich ihre Leistungserbringung auch immer bewertet werden mag, so haben sie doch für den ganzen Sozialisationsprozess die Funktion, eine Uniformität der Realitätsvergewisserung zu erzeugen. Diese Uniformität hört auf den Namen 'Individualität' und besagt, kurz gesagt: jeder muss selber mit allem klar kommen. Individualität ist die Kollektivform der modernen Welt.

Damit ist die Sozialordnung der Individualität benannt. Sie verlangt eine rigorose Einordnung der Person unter das Diktum der 'Selbstverantwortung', inkl. aller Risiken, die sich ergeben, wenn man Zweifel an dieser Sozialordnung äußern und diese mit Wichtigkeit versehen will.