Die gesellschaftliche Konstruktion der Person - gemeint ist die Umwandlung von sonst bedeutungslosen Menschen in Personen, die Wichtigkeiten anmelden können - wird durch eine Vielzahl von 'Sozialisationsagenturen' geleistet, die allesamt damit befasst sind, für jeden einzelnen eine im Lebensverlauf stetig anwachsende Komplexität von Sozialbeziehungen herzustellen.
Eine kleine Liste solcher Sozialisationsagenturen soll genügen:
- Familien stiften Verwandschaftsbeziehungen;
- Schulen stiften Beziehungen zwischen Schülern;
- Vereine, Gruppen stiften Beziehungen zwischen internen und externen Adressen;
- gewerbliche Dienstleister aller Art führen, nicht selten infolge massenmedialer Rezeption, Kontaktbegehren zusammen, z.B. Discothek.
- staatliche Ämter und Behörden eröffnen Räume für Begegnung, Versammlung, Gespräch;
- Parteien, Unternehmen, Organisationen aller Art lassen immer zu, dass ihre Mitglieder für einander bekannt werden, womit sich weitergehende Beziehungsnetzwerke ausdifferenzieren;
- Massenmedien versorgen all diese Beziehungsanbahnungen mit Gesprächsstoffen, gilt insbesondere für das Entertainment-Business.
So verschieden all diese Sozialisationsagenturen auch immer sein mögen und so unterschiedlich ihre Leistungserbringung auch immer bewertet werden mag, so haben sie doch für den ganzen Sozialisationsprozess die Funktion, eine Uniformität der Realitätsvergewisserung zu erzeugen. Diese Uniformität hört auf den Namen 'Individualität' und besagt, kurz gesagt: jeder muss selber mit allem klar kommen. Individualität ist die Kollektivform der modernen Welt.
Damit ist die Sozialordnung der Individualität benannt. Sie verlangt eine rigorose Einordnung der Person unter das Diktum der 'Selbstverantwortung', inkl. aller Risiken, die sich ergeben, wenn man Zweifel an dieser Sozialordnung äußern und diese mit Wichtigkeit versehen will.
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